Kick-Off und Pressekonferenz der WLH GmbH

Kick-Off und Pressekonferenz der WLH GmbH

Transplacement statt Rivalität: Pilotprojekt zur kooperativen Fachkräftesicherung im Bezirk Kirchdorf

Der Bezirk Kirchdorf ist eine florierende Industrie- und Tourismusregion. Namhafte international agierende Leitbetriebe und zahlreiche kleine und mittlere Betriebe agieren als Wirtschaftsmotor. Die rund 1.000 Arbeitgeberbetriebe haben enormen Arbeits-, Fachkräfte- und Expertenbedarf. De facto herrscht aber Vollbeschäftigung in der Region. Die Coronapandemie hat die Situation teilweise verschärft: Während in einigen Betrieben Kurzarbeit eingeführt wurde, suchen andere wegen guter Auftragslagen dringend nach Personal. Bisherige Arbeitskräfteinitiativen haben teilweise nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

 

Daher geht der Bezirk nun einen innovativen Weg bei Fachkräftesicherung und -qualifizierung mit großer arbeitsmarktpolitischer Relevanz. Die Betriebe haben sich zur kooperativen firmenübergreifenden Initiative „Transplacement“ zusammengetan. In einem Pool „teilen“ sich die Partnerbetriebe sozusagen die Arbeitskräfte und qualifizieren sie gemeinsam zu den gesuchten Fach- bzw. Arbeitskräften. Gleichzeitig haben Arbeitsuchende oder Menschen mit Schwierigkeiten, einen Job zu finden, eine Möglichkeit, eine Beschäftigung zu finden.

 

Die dafür gegründete WLH GmbH vermittelt und betreut die Arbeitskräfte und qualifiziert sie – falls erforderlich – gemeinsam mit den teilnehmenden Betrieben. Träger ist der Verein Technologie Gruppe Kirchdorf. Das Pilotprojekt in der Region Kremstal wird bis 2026 vom Land Oberösterreich gefördert und vom AMS Kirchdorf und der Standortagentur Business Upper Austria unterstützt.

 

„Das Land OÖ fördert das Modellprojekt. Wir wollen damit neue Wege bei der Fachkräftesicherung aufzeigen und Impulse als Arbeitgeberregion setzen“, sagt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner.

 

www.wlh-gmbh.at

 

Transplacement – kooperative Fachkräftesicherung

 

„Es ist für viele Betriebe schwer, adäquat qualifiziertes Personal für bestimmte Stellen zu finden. Die Suche nach den besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann in manchen Branchen zu einem echten Tauziehen werden und für Spannungen und Rivalität sorgen“, weiß Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner. Die Region Kirchdorf ist aber seit jeher ein Vorzeigebeispiel für aktive und gute Zusammenarbeit der Betriebe. „Mit dem Projekt Transplacement entsteht eine weit darüberhinausgehende Kooperation am sensiblen Arbeitsmarkt. Wir können der Region damit gemeinsam entscheidende Impulse geben.“

 

Der Bezirk Kirchdorf an der Krems ist eine sehr starke oberösterreichische Industrieregion. Namhafte international agierende Leitbetriebe und zahlreiche kleine und mittlere Betriebe sind der Wirtschaftsmotor im Bezirk. In Summe gibt es 1.000 Arbeitgeberbetriebe im Bezirk Kirchdorf an der Krems. Der große Arbeits-, Fachkräfte- und Expertenbedarf ist in der Region deutlich spürbar und teilweise ein Hemmschuh in der Entwicklung der Region. „Arbeits- und Fachkräftemangel hat sich in den letzten Jahren zum dominanten Thema in der Region entwickelt. Mit dem Projekt ‚Transplacement‘ hoffen wir, ein innovatives Instrument zu entwickeln, das einen wesentlichen Beitrag zu Linderung der Situation liefern kann“, hob Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner hervor.

 

Sensible Situation am Arbeitsmarkt

Die Coronapandemie hat die Herausforderungen für die Betriebe nun verschärft. Sie sind komplexer und unterschiedlicher geworden, aber auch schwieriger zu bewältigen. Während zahlreiche Betriebe ihre Belegschaft in Kurzarbeit schickten, suchten andere aufgrund ihrer ausgelasteten Kapazitäten verzweifelt nach Personal – teilweise suchen sie noch immer. „Daher braucht es jetzt innovative Ansätze, um Beschäftigung und Qualifizierung zu sichern und zu fördern. Einer dieser Ansätze ist, dass sich Unternehmen die Leistung von Arbeitskräften ‚teilen‘ und von deren Qualifikation unterschiedlich profitieren“, erklärt Landesrat Achleitner.

 

Innovative Fachkräftesicherung

Das vom Land OÖ geförderte Modellprojekt „Transplacement“ soll neue Wege bei der Fachkräftesicherung aufzeigen und Impulse als Arbeitgeberregion setzen. Das Modell entspricht in Bezug auf gestiegene Flexibilitätsanforderungen den Bedürfnissen der Unternehmen. Das kooperative, firmenübergreifende Projekt soll etwaige Spitzen bzw. Tiefpunkte beim Personalbedarf sowohl an Fachkräften als auch an Spezialisten in der Region ausgleichen. Es kann aber auch beim beruflichen Einstieg von Menschen in schwierigen Situationen eine Rolle spielen sowie Weiterbildungsmaßnahmen fördern. Nach einer Initialphase soll sich „Transplacement“ selbst finanzieren. Aktuell befindet sich das Modellprojekt in der zweiten von drei Phasen und soll mit seinen Erkenntnissen nach der jetzigen Erprobung anderen Regionen zur Verfügung gestellt werden.

 

Trägergesellschaft gegründet

Am 1. November 2021 wurde die WLH GmbH als 100-Prozent-Tochter des Vereins Technologie Gruppe Kremstal (TGK) gegründet, die die Arbeitskräfte auf die teilnehmenden Betriebe verteilt. Die drei Buchstaben WLH stehen für „work“, „life“ und „hub“ und symbolisieren die Vision als Drehscheibenfunktion einer neuen Arbeitswelt. Die WLH GmbH will in der Region erproben, wie verfügbare Arbeitskräfte mit begleitenden Maßnahmen zu gesuchten Fachkräften werden können. Projektträger ist die TGK. Das AMS Kirchdorf und die oberösterreichische Standortagentur Business Upper Austria begleiten das Projekt und arbeiten das Modell gemeinsam aus.

 

Arbeit neu denken

„Als Arbeitsmarktservice beteiligen wir uns an diesem Projekt sehr gerne, weil es sich um ein innovatives Arbeitsmarktprojekt handelt. Der Arbeitskräftemangel beschäftigt uns, umso erfreulicher ist es, wenn sich Betriebe zusammentun und hier etwas Neues ausprobieren“, betont Julia Kröll, Geschäftsstellenleiterin des AMS Kirchdorf. „Qualifizierung und Beschäftigung sind für das AMS von sehr großer Bedeutung, zumal beides dazu beiträgt, Arbeitslosigkeit zu verkürzen oder überhaupt zu verhindern. Arbeit neu denken ist für uns nicht nur ein Schlagwort, sondern wir bringen uns auch gerne in Pilotprojekten wie dem Transplacement-Projekt ein.“

 

Gemeinsam im selben Teich fischen

„Die WLH GmbH ist eine unglaubliche Chance für die Menschen, die Unternehmen und die Region. Alle Unternehmen fischen im gleichen, leeren Teich und können ihre Stellen auch mit höchsten Anstrengungen nur mehr teilweise oder gar nicht besetzen. Die bisherigen Rekrutierungsprozesse laufen Großteils ins Leere und erzeugen hohe Kosten. Die WLH GmbH geht neue Wege und verbindet Mitarbeiter:innen und Unternehmen mit gezielten Programmen, abgestimmt auf den jeweiligen Bedarf. Dabei stehen Aus- und Weiterbildungen im Fokus. Um diese Herausforderung zu bestehen, braucht es einen gemeinsamen Weg, einen Verbund zwischen allen Beteiligten“, sagt Erich Steinwendner, gewerberechtlicher Geschäftsführer der WLH GmbH.

 

Kooperative Region Kirchdorf

Der Verein Technologie Gruppe Kirchdorf (TGK) hat bereits 2019 die Initiative „worklifehub kirchdorfkrems – Schöne Wohn- und Arbeitswelt“ zur Standort- und Arbeitgeberattraktivierung mit rund 60 Mitgliedsbetrieben gestartet. Mittels aktivem Regionalmarketing sollen mehr Fachkräfte in der Region gehalten und vor allem neue requiriert werden.

 

TGK-Obmann René Haidlmair erklärt seine Motivation hinter dem Projekt Transplacement: „Als Verein und Eigentümer der WLH GmbH setzen diese Idee und dieses Unternehmen einen weiteren wesentlichen Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte. Als TGK ist es uns stets ein Anliegen, gemeinsame Interessen und Themen unserer Mitglieder zu initiieren, die für das einzelne Unternehmen nicht alleine umsetzbar sind. Durch die vertrauensvolle und freundschaftliche Atmosphäre ist ein Austausch auf Augenhöhe möglich – gleichzeitig die Voraussetzung dafür, gemeinsam ein so wichtiges Thema anzugehen. WLH ist überdies für die ansässigen Unternehmen kein Fremdwort, sondern steht synonym für unsere tolle Region, die Leute, die Vereine, die Infrastruktur, die Möglichkeiten beim Wohnen und Leben und die Arbeitsmöglichkeiten, die wir im Rahmen des Regionsmarketings worklifehub KirchdorfKrems zusammenfassen.“

 

Weiterbildung und Qualifizierung

Das Transplacement-Modell vereint Weiterbildung und Qualifizierung mit Elementen der Arbeitskräfteüberlassung und ermöglicht den Übertritt in eine Dauerbeschäftigung. Das lässt sich an einem konkreten Beispiel illustrieren: Ein angelernter arbeitsloser Arbeiter erhält über das AMS das Angebot der speziellen Zusatzausbildung im Fräsen und über Transplacement die Möglichkeit, in verschiedenen Unternehmen die Kenntnisse zu vertiefen. Im Anschluss erhält er eine Befristung bei Transplacement und arbeitet bei zwei Unternehmen jeweils 15 Stunden. Aufgrund der verbesserten Auftragslage und guten Einarbeitung wird er von einem der Unternehmen in ein Dauerarbeitsverhältnis übernommen.

 

Innovative Pool-Lösungen

Auch die Art des Teilens kann sich unterschieden. Während z. B. Reinigungskräfte oder auch Lehrlingsausbilder eher stundenweise geteilt werden, können Instandhalter:innen auch mehrere Wochen oder Monate durchgängig in einem Unternehmen sein und dann zur nächsten „Baustelle“ wechseln. Jene Arbeitskräfte, die über „Pool-Lösungen“ geteilt werden können, lassen sich in die zwei Bereiche Hilfskräfte (Reinigung, Hilfskräfte Metall) und Spezialist:innen (Lehrlingsausbilder Metall, Sicherheitsfachkräfte, Lkw-Fahrer, Instandhalter für Gebäude) unterteilen.

 

Erste Ausbildung startet

Das AMS OÖ ermöglicht potenziellen Arbeitskräften beispielsweise den Zugang zu einer Metallausbildung in einem Metallausbildungszentrum. Mithilfe dieser Grundausbildung werden die Teilnehmer:innen mit Grundkompetenzen ausgestattet. Sie können im Rahmen von Praktika während der Ausbildung ihre Fähigkeiten vertiefen und anschließend mit einer Arbeitserprobung bis zu vier Wochen in einem Betrieb ihr Können unter Beweis stellen. Die WLH GmbH vermittelt die Kandidat:innen und stellt sie an. Diese Personen können dann mithilfe der WLH GmbH zielgerichtet für und mit den Betrieben weiter ausgebildet werden. Da diese Ausbildungsoption zeitlich losgelöst starten kann, ist ein Einstieg für Interessierte jederzeit möglich.

 

„Dass dieses Projekt arbeitsmarktpolitische Relevanz besitzt, zeigen die Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent im Jahr 2021 und die Stellenandrangsziffer im Jahr 2021 von 0,9“, sagt die Kirchdorfer AMS-Geschäftsstellenleiterin Julia Kröll. „Neue Formen der Beschäftigung und neue Möglichkeiten der Qualifizierung sowie Perspektiven für Rückkehrer:innen in die Region bzw. (Wieder-)Einstieger:innen in den regionalen Arbeitsmarkt werden dringend benötigt, um die offenen Stellen besetzen zu können.“

 

Die ersten Stellen sind schon auf der Website der WLH GmbH gelistet:

www.wlh-gmbh.at

 

 

 

Ziele der Initiative „Transplacement – kooperative Fachkräftesicherung“

  • Neuorganisation von Arbeit in definierten Feldern
  • bedarfsgerechtes betriebsübergreifendes Pooling von Arbeitskräften
  • Wiedereinstiegsmöglichkeit in den ersten Arbeitsmarkt
  • Vermeidung von prekären Beschäftigungsverhältnissen
  • Schaffung von Arbeitsplätzen für gut qualifizierte Absolvent:innen und Rückkehrer:innen
  • mittel- bis langfristige Perspektiven für Unternehmen und Arbeitsuchende
  • Drehscheibe für maßgeschneiderte Ausbildungen, um Region und Kooperationspartner zu stärken.
  • Drehscheibe für Expert:innen (z. B. Jurist:in, HR, Sicherheit, …)
  • Drehscheibe für Mitarbeiter:innen innerhalb der Partnerunternehmen bei Schwankungen.
  • Drehscheibe für Mitarbeiter:innen mit geringer, aber gewollter Mehrauslastung.
  • WLH GmbH fungiert als externes Personalbüro mit gemeinschaftlicher Verantwortung
  • langfristige Bindung von Fachkräften an die Region durch langfristige Perspektiven
  • Zuzug von Fachkräften in die Region durch interessante Möglichkeiten und gelebte Regionskultur
  • Zielgruppen unter den Arbeitskräften sind:
  • Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen (Fokus auf ältere Spezialist:innen oder jüngere Arbeitslose bzw. Langzeitarbeitslose)
  • Arbeitskräfte mit Qualifizierungsbedarf
  • gut qualifizierte Absolvent:innen und Spezialist:innen, die in der Region keine Vollanstellung finden
  • EPU als flexible Dienstleister
  • Wiedereinsteiger:innen
  • internationale Arbeitskräfte.
  • Schulabgänger:innen, -abbrecher:innen
  • Menschen mit Migrationshintergrund

 

Zielgruppen unter den Arbeitgeber:innen

  • Unternehmen mit speziellem Fachkräftebedarf, auch partiell
  • Unternehmen mit Fachkräfteüberschuss
  • Kommunen, gemeindenahe Vereine und Institutionen

 

Beteiligte Unternehmen

  • Bernegger GmbH
  • Haidlmair GmbH
  • Piesslinger GmbH
  • TCG UNITECH GmbH
  • Mark Metallwarenfabrik GmbH

 

Das Pilotprojekt in der Region Kremstal wird bis 2026 vom Land Oberösterreich gefördert und vom AMS Kirchdorf und der Business Upper Austria als strategische Partner unterstützt.